Nachbericht zur Buchvorstellung: „Bocholt im 20. Jahrhundert – Eine Stadt auf neuen Pfaden“ am 30. August

 Buchvorstellung: „Bocholt im 20. Jahrhundert – Eine Stadt auf neuen Pfaden“

Am Dienstag, 30. August 2022, stellte die Stadt Bocholt gemeinsam mit der deutz produktionsstudios GmbH das Buch „Bocholt im 20. Jahrhundert – Eine Stadt auf neuen Pfaden“ in der SkyLounge des LWL-TextilWerks vor.

 Auftrag aus dem Jahr 2018

Die erste stellvertretende Bürgermeisterin Elisabeth Kroesen begrüßte zunächst die rund 60 Gäste aus Politik, Verwaltung und Bürgerschaft, darunter einige der Autorinnen und Autoren und Vertreterinnen und Vertreter von Archiven. Sie ging auf den Auftrag an das Stadtarchiv im November 2018 ein und hob hervor, dass die Bocholter Stadtgeschichte zum 20. Jahrhundert eine Lücke in der Stadtgeschichtsschreibung schließe. Erstmals gebe es nun einen zeitlichen Anschluss an den 1907 erschienen Band „Die Stadt Bocholt während des 19. Jahrhunderts“ von Friedrich Reigers.

 Erfolgreiches Jubiläumsprojekt

Erster Stadtrat und Kulturdezernent Thomas Waschki sah in dem Buch den „Abschluss und Höhepunkt eines gelungenen Projekts“, mit dem sich das seit langem bestehende Desiderat einer wissenschaftlich fundierten Stadtgeschichte des 20. Jahrhunderts erfülle. Einen besseren Anlass als das 800-jährige Stadtjubiläum hätte er sich für diese Publikation nicht vorstellen können. Das Buch bedeute zudem einen wichtigen Beitrag zur Nachhaltigkeit der Jubiläumsfeierlichkeiten, mit dem der historische Anlass angemessen gewürdigt werde. Er dankte dem von der Stadt beauftragten Herausgeber Prof. Hans-Walter Schmuhl, Historiker an der Universität Bielefeld, für die wissenschaftliche Leitung des Projekts. Gleichzeitig fand er es sehr verdienstvoll, dass sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unterschiedlicher Einrichtungen – vom LWL-Institut für westfälische Regionalgeschichte, des Kreises Borken, der Regio Achterhoek, der Universitäten Duisburg-Essen, Düsseldorf, Münster, Siegen bis hin zum LWL-Industriemuseum TextilWerk Bocholt – mit lokal- und regionalgeschichtlichen Aspekten der Bocholter Geschichte des 20. Jahrhunderts auseinandergesetzt hätten. Ausdrücklich bedankte er sich bei der deutz produktionsstudios GmbH für die großartige Unterstützung des Projekts: Nicht zuletzt durch das innovative Layout mit zahlreichen historischen Aufnahmen und den hochwertigen Druck sei ein sehr ansprechendes Buch entstanden, das nun auch noch durch die Firma Deutz vermarktet werde.

 Ein Bocholter Produkt

Michael Deutz, Geschäftsführer der gleichnamigen Firma, freute sich, dass es gelungen sei, durch die Vergabe des Drucks an das Bocholter Unternehmen D+L Druck + Logistik ein tolles „Bocholter Produkt“ für geschichtsinteressierte Bürgerinnen und Bürger zu schaffen. Ausgangspunkt der Zusammenarbeit sei das Interesse des Stadtarchivs an historischen Fotos gewesen, die seine Firma seinerzeit von Wolfgang Rösler übernommen habe.

 Konzept der „Entwicklungspfade“

Der Herausgeber Hans-Walter Schmuhl ging zunächst auf die Schwierigkeit ein, einen passenden Interpretationsrahmen für die wissenschaftliche Betrachtung des 20. Jahrhunderts zu finden, da das für Bocholt geltende Industrialisierungsparadigma nur bis zur Krise der Textilindustrie Mitte der 60er Jahre reiche. So habe man sich für das in der neueren stadtgeschichtlichen Forschung vertretene Konzept der „Entwicklungspfade“ entschieden. Eine der zentralen Fragen des Buches laute nun: „Welche Wege schlug die Textilindustriestadt Bocholt im Laufe des 20. Jahrhunderts ein, um sich nach der fast vollständigen Zerstörung im Zweiten Weltkrieg und der Krise der Textilindustrie seit den 1960er Jahren erfolgreich zu behaupten?“

Den ersten Grundlagenbeitrag habe er selbst übernommen. Hier werde zunächst die Geschichte Bocholts von 1895 bis 1945 behandelt, eine bewegte Zeit, die geprägt sei durch drei politische Systeme, zwei Weltkriege, zwei Revolutionen, einen Währungszusammenbruch und eine Weltwirtschaftskrise. Im Mittelpunkt der Betrachtung stehe die Entwicklung Bocholts zur modernen Stadt. Dabei gehe es vor allem um den Wandel der städtischen Selbstverwaltung von der wilhelminischen Ära über die Weimarer Republik bis hin zur „Gleichschaltung“ im „Dritten Reich“, den Auf- und Ausbau der städtischen Daseinsvorsorge, die Stadtentwicklung und die Siedlungspolitik. Im zweiten Grundlagenbeitrag der Historikerin Dr. Alexandra Bloch-Pfister werde die Geschichte Bocholts von 1945 bis 2000 behandelt. In acht zeitlichen Längsschnitten analysiere sie die Bevölkerungsentwicklung, die politischen Strukturen, Verwaltungsorganisation und Kommunalpolitik, die räumliche Stadtentwicklung, die Entwicklung von Wirtschaft und Infrastruktur und das Alltagsleben.

Auch auf die elf Kurzbeiträge ging der Herausgeber ein. Themen seien die Bedeutung der Lage Bocholts an der Grenze, die Verkehrsentwicklung in der deutsch-niederländischen Grenzregion, die Folgen des Aufkommens des Rundfunks im Westmünsterland, der Einfluss von Unternehmerentscheidungen auf die Entwicklung der Bocholter Textilindustrie, die Auswirkungen der textilindustriellen Monostruktur auf die Geschlechterverhältnisse im Arbeits- und Ausbildungsmarkt und das Spannungsfeld zwischen dem nationalsozialistischen Regime und dem katholischen Milieu. Darüber hinaus gebe es Beiträge über das Bocholter Kriegsgefangenenlager Stalag VI F und seine Insassen, die umweltgeschichtliche Bedeutung der Bocholter Aa für die Stadtgesellschaft, die Entwicklung des Tourismus in Bocholt, die Rolle der Städtepartnerschaften für die Neuaufstellung Bocholts als Europastadt und die Selbstinszenierung der Stadt anlässlich der Feierlichkeiten zu den Stadtjubiläen 1922 und 1972.

Durch die grundlegende wissenschaftliche Untersuchung und Darstellung der Zeit des 20. Jahrhunderts habe man mit der vorgelegten Stadtgeschichte eine gute Basis für weitergehende Forschungen legen können.

 Musikalische Zeitreise durch das 20. Jahrhundert

Das Duo Miryam Stober (Gesang) und Christoph Berghorn (Klavier) von der Gruppe ZELIGS führten die Gäste auf einer musikalischen Zeitreise durch die Epochen des 20. Jahrhunderts. Mit teilweise musikalisch adaptierten und einfühlsam interpretierten Chansons bereicherten sie den Abend um eine künstlerische Dimension, die beim Publikum sehr gut ankam. Zu den Titeln zählten „Some Of These Days“, „Schöner Gigolo, armer Gigolo“, „J’attendrai“ (Komm zurück), „Lili Marleen“, „Ganz Paris träumt von der Liebe“ und „What A Wonderful World“.

 Buchverkauf durch die Firma Deutz

Die deutz produktionsstudios GmbH präsentierte die Bocholter Stadtgeschichte des 20. Jahrhunderts an einem eigenen Stand und bot, unter anderem von Bürgermeister Thomas Kerkhoff und Herausgeber Hans-Walter Schmuhl handsignierte Exemplare zum Kauf an.

Fakten zum Buch

Hans-Walter Schmuhl (Hg.), Bocholt im 20. Jahrhundert – Eine Stadt auf neuen Pfaden. Ca. 430 Seiten mit zahlreichen historischen Abbildungen

ISBN: 978-3-9824795-0-7

Das Buch erscheint als Band 16 der Reihe „Bocholter Quellen und Beiträge und ist ab September 2022 in Buchhandlungen und weiteren Geschäften und Anlaufstellen zum Preis von 49,90 Euro erhältlich.

 

[wd_asp elements='search' ratio='100%' id=1]